Veröffentlicht: 24.09.2021
Die Schauspielerin Regula Grauwiller nahm uns mit auf ihre Reise vom Traumschiff bis zur Sterbebegleitung, erzählte aus ihrem Leben, ihrer Arbeit und vom Glück.
Als glücklichen Moment beschrieb sie, wie sie mit 19 Jahren als eine von über 1000 Bewerberinnen an die Schauspielschule in Berlin aufgenommen wurde. Sie erzählte von ihrem Mut, diesen Schritt zu wagen, frei nach dem Motto: «Probieren geht über Studieren» oder «Wer nicht wagt, der nicht gewinnt». Ihr Wagnis hat sich gelohnt, gehört sie doch zu den 5 %, die vom Beruf als Schauspieler / Schauspielerin leben können. Unser Tipp: Ein Besuch in der ZDF-Mediathek lohnt sich, denn aktuell sind dort fast 30 Produktionen zu finden, bei denen ihr Regula in den unterschiedlichsten Rollen sehen könnt (Filme, Serien, Krimi, Romanzen u. a.).
Ihre Lebenseinstellung und Haltung scheint ein Grund zu sein, dass Regula stets neue Wege findet. Sie nutzt ihre Erfahrungen, Talente und Fähigkeiten, um offen auf Neues zuzugehen, dabei neue berufliche Perspektiven zu finden und Herausforderungen anzunehmen.
Wie viele Frauen stand auch sie vor der Entscheidung zwischen Beruf und Familie. Nach der Familienzeit musste sie einerseits ihren Weg zurück in die Schauspielerei finden und andererseits alternative berufliche Möglichkeiten eruieren. Das Ergebnis: Ausbildungen zur Sterbebegleiterin, zum Resilienz-Coach für Kinder und die geplante Ausbildung als Trauerrednerin.
Diese neuen Tätigkeitsfelder scheinen auf den ersten Blick seltsam, doch die Erklärung ist umso schlüssiger. In ihren Rollen muss sie Emotionen zeigen, eine dicke Haut haben und empathisch sein. Genau diese Eigenschaften kann sie in der Begleitung von Menschen in ausserordentlichen Lebenssituationen sehr gut einbringen, um Lösungen oder die passenden Worte zu finden.
Die Neuorientierung führte dazu, dass sie für die Blindenbibliothek Hörbücher einliest. Mit ihrem Schauspielerkollegen Stefan Gubser entstand eine grossartige Zusammenarbeit für Lesungen, die weitergeführt wird. Und nun wagt sich die Filmschauspielerin ins Theatergenre vor. Im Frühjahr 2022 wird das Stück «Die Deutschlehrerin» auf Schweizer Bühnen zu sehen sein.
Ergänzt wurden ihre Erzählungen mit Lesungen amüsanter Kurzgeschichten aus den Büchern «Einmal um den Baum» und „Episödali" von Frölein Da Capo (mit deren Einverständnis, notabene), wo sich der Kreis zum «Glück» mit der Geschichte «Holz aalänge» schloss.
Kulinarisch verwöhnt wurden wir mit syrischen Gerichten im Restaurant Aleppo. Nahed, die Gastgeberin, nahm den Faden vom Glück auf und liess uns teilhaben an ihrer Lebensgeschichte, der Flucht aus Syrien, dem Überlebenskampf, der Suche nach ihren Söhnen, ihrer Hartnäckigkeit und riesengrossen Willen, sich hier ein eigenständiges Leben aufzubauen. Sehr beeindruckend war, wie viel Hilfe sie von Leuten hier erhalten hatte. So wurden ihr vom Ziegelhof für 3 Monate die Miete erlassen und dank der Liestaler Behörden wurde der Umzug vom Jura in den Kanton Baselland ermöglicht. Eine schöne Sache, dass es immer wieder Menschen gibt, die helfen und das Herz auf dem rechten Fleck haben.
Wir sagen nochmals vielen herzlichen Dank, Regula, für diesen grossartigen Abend – diese eine Filmszene bleibt natürlich sicher verwahrt im Giftschrank.
Website Regula Grauwiller
Theaterproduktion Wortspektakel
Frölein Da Capo (einfrauorchester.ch)